Mord am Weihnachtsmann

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Vor nicht allzulanger Zeit hat Amazon bei den meisten Deutschen noch die Funktion des Weihnachtsmanns übernommen und jetzt wird auf einmal das heile Weltbild erschüttert. Da berichtet doch glatt die böse ARD von Sklavenähnlichen Zuständen bei den Mitarbeitern und von Aufsehern mit Nazi-Sweatshirts. Ganz übel ist, dass diese Aufseher das Zeug nicht mal bei Amazon gekauft haben, weil Amazon ja keine Thor Steinar Klamotten vertickert.

Jetzt sind wir alle enorm entrüstet und im www tobt der shit storm – hängt den Weihnachtsmann auf!

Mutig kündigt heute der Kleinstverleger Christopher Schroer in einem offenen Brief an Jeff Bezos die Geschäftsbeziehungen mit Amazon und beschreibt die grenzlegalen Rabattsysteme die von Amazon eingefordert werden. Super! Aber Herr Schroer, diese Methoden kennen Sie doch schon länger??? Oder möchten Sie sich jetzt medienwirksam als Verlag mit Ethik profilieren?

Ich glaube eher, dass Sie sich eine Kettenreaktion erhoffen und andere ermutigen möchten Ihrem Beispiel zu folgen. Leider geht das voll in die Hose…

Was ich nicht verstehe ist die öffentliche Entrüstung. Habt Ihr wirklich geglaubt, dass der nette Onkel Amazon ein Gutmensch ist, der all die schönen Preise nur deshalb hat weil er was von seinem Gesparten drauflegt? So naiv scheinen auch Frau von der Leyen und Herr Bouffier zu sein, die jetzt Überprüfung der Zustände verlangen. Frau v.d. Leyen, wäre das als Arbeitsministerin nicht eh Ihr Job?

Leute versteht doch bitte endlich zu was die Billigheimer-Mentalität führt. Entweder billig ODER Qualität. Beides gibt es nur im Märchenland.

Wenn das Geld knapp ist, ist man dankbar für ein 1,99€ Fertigmenü vom Billigmarkt. Aber bitte dann nicht jammern wenn ein bisschen Rennpferd oder Meerschweinchen drin ist, die Asiagemüsepfanne nachts leuchtet und die Burger-Brötchen auch nach Monaten nicht schimmeln. Oh – und bitte mal nachdenken wie wohl Qualitätsrotwein aus Australien für 3€ zu uns kommt. Keine Ahnung? In Stahlcontainern und damit es nach Holzfass schmeckt, kommen Holzstückchen in den Container. Hier noch schnell abgefüllt und schon lässt der kulturbewusste Mann von Welt das Tröpchen erst gut atmen und geniesst dann den Luxus der grossen weiten Welt im edlen Rotweinglas aus Osteuropäischer Billigproduktion.

Und wenn ihr jetzt alle Dacia fahren wollt weil es so toll billig ist dürft Ihr Euch auch bitte nicht wundern, wenn Eure Firma irgendwann pleite macht, denn noch immer hängt in Deutschland jeder zweite Arbeitsplatz an der Automobilindustrie. Jaaaa – natüüüürlich gibt es auch die Zulieferindustrie die ja auch nichtdeutsche Autohersteller beliefert, aber glaubt bitte nicht dass in einem rumänischen Billigauto allzuviel deutsche Komponenten verbaut sind.

Ja und nun? Immer noch die alte Regel: Gesamtkonsum runter und dafür auf Qualität setzen! Und Amazon? Warten wir doch mal – in etwa zehn Monaten ist wieder Weihnachten…

mendweg Verfasst von:

14 Kommentare

  1. Tüdeldüdüüü.

    (Huch, es klappt. Ich versuche nämlich schon seit geraumer Zeit absichtlich zu verblöden. Ich bin zu der Erkenntnis gekommen, dass Intelligenz für das moderne Leben hinderlich ist. Man versteht als intelligenter Mensch die ganzen Zusammenhänge und muss zwangsläufig verzweifeln. Ich finde verzweifelt sein aber blöd und arbeite jetzt lieber aktiv daran, ein geistiger Tiefflieger zu werden. Das hilft das Leben und die Menschheit einfach leichter zu ertragen. So, ich lege mir jetzt mal einen Facebook-Account an. :D )

    • mendweg
      Februar 19
      Antworten

      Unfug – es gibt genügend Reservate für Denkende und Du solltest lieber am Reservatsschutz mitarbeiten!

  2. Februar 18
    Antworten

    Vermutlich sind nicht nur bei Amazon die Arbeitsbedingungen grenzwertig, Jedes große Unternehmen, das mit Niedrigpreisen um die Gunst der Käufer buhlt, will und muss einen Gewinn erwirtschaften, und das geht nun mal am einfachsten, indem man die Angestellten antreibt und gleichzeit bei den Lohnkosten derart drastisch spart, dass sich das hungrige Volk am Ende nur das Fertigmenü für 1,99 leisten kann …

    • mendweg
      Februar 19
      Antworten

      Natürlich ist das so. Und warum? Weil wir stundenlang suchen bis wir irgendwo den billigsten Sch… aus China noch irgendwie billiger bekommen. Deswegen: Mut zur Qualität und damit zur Stärkung der eigenen Industrie und des Handwerks.

      • Ich halte es ja schon immer wie Oscar Wilde:

        Der Schmerz das Beste zu bezahlen kommt einmal, das Wissen etwas Mittelmäßiges zu besitzen jeden Tag. :wink:

        Geiz ist eben nicht geil, sondern dumm.

        • mendweg
          Februar 20
          Antworten

          …aber um das zu verstehen darf man eben nicht dumm sein…

  3. Februar 19
    Antworten

    Tja, so ist es wohl leider. Aber ich muss leider auch zugeben: Ich werde weiter bei Amazon bestellen. Zumindest, wenn ich dort was finde (ich mache das nicht ausschließlich, aber eben doch regelmäßig). Mit kleinem Kind etc ist das einfach praktisch. Hat nichtmal unbedingt was mit den Preisen zu tun. Zumindest bei mir.

    • mendweg
      Februar 19
      Antworten

      Ja natürlich wirst Du da weiterbestellen – so wie alle anderen auch. Man kann nicht einfach den weltgrößten Markt ausblenden. Und jeder hat eine Chance verdient – sonst wäre Deutschland seit 1945 Müllkippe und atomares Endlager für die Siegermächte…

  4. Cassy
    Februar 19
    Antworten

    Wenn ein Unternehmen seine Gewinne steigern will, entlässt es Hunderte von Mitarbeitern. Wiesenhof schmeisst (nach wie vor) pro Jahr eine halbe Million Tonnen Geflügelfleisch auf den Markt. Trotz „nachhaltigem“ Anbau werden jedes Jahr weiter Regenwaldflächen für den Anbau von Kokospflanzen, die sich in allen möglichen Lebensmitteln und Kosmetikprodukten befinden, vernichtet. Die Bekleidungsindustrie lässt Billigfummel in Niedriglohnländern unter nach wie vor unmenschlichen Bedingungen herstellen. Bei uns landen jährlich 11 Millionen Tonnen Lebensmitteln auf dem Müll: wegen Überproduktion, weil bis kurz vor Ladenschluss noch gebacken werden muss und sogar, weil Lebensmittel vor Ablauf des MHD aus dem Sortiment genommen werden. In Nigeria verschwenden Ölkonzerne durch Gas Flaring wertvolle Ressourcen, setzen 400 Millionen Tonnen Treibhausgase frei und ruinieren so nebenbei auch noch die Gesundheit der örtlichen Bevölkerung

    Und jetzt brechen investigative Reporter und verantwortungsvolle Politiker wegen ungefähr 5g Pferdefleisch in TK-Lasagne und ein paar unterbezahlten Leiharbeitern bei Amazon in hektische Betriebsamkeit aus? Auf die deutsche Kavallerie ist doch immer Verlass!

    • mendweg
      Februar 19
      Antworten

      Ja, aber ich finde es wirklich konsequent dass der Papst nicht rummacht sondern wegen Amazon-Nazis und Lasagne-Pferden ganz konsequent zurücktritt! Toll! Oder habe ich was falsch….äh?

      • Cassy
        Februar 20
        Antworten

        Nein! Ich denke, sie sehen die Zusammenhänge sehr klar und deutlich. Der Papst ist anscheinend der Einzige, der hinter die Kulissen schaut und die richtigen Schlussfolgerungen zieht. Kein Wunder! Bei der Ausbildung und dem Chef!

        • mendweg
          Februar 20
          Antworten

          ….oder Chefin ;-)
          Die Vorstellung finde ich immer noch am Besten – die ganzen alten heiligen Männer und wenn es dann so weit ist, stehen sie einer Schöpferin mit dickem Grinsen im Gesicht gegenüber…. :wink:

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