Mittwochmorgen, Sonnenschein und ich bestaune mal wieder eine der vielfältigen Duscharmaturen welche die beiden Temperaturbereiche „Wikinger“ oder „Teewasser“ problemlos beherrscht-Feineinstellung ist etwas für morgendliche Geduldsmenschen. Naja, jeder hat so sein Schicksal. Meines sind die Duschen und Steckdosen, die mitreisende Kollegin hadert mit Türspalten, bzw. Türen die nur 100 cm hoch sind auf Damentoiletten. Seltsam – Herrentoiletten haben diese Probleme nicht. Liegt vermutlich daran, dass Toiletten von Männern gebaut werden…
Ja, also wie gesagt Mittwochmorgen 4.März 2020 und wir verlassen mit unserem Ford Edge Daytona Beach um etwa vier Stunden später in Miami anzukommen.
Dort erwarten uns die ansässigen Geschäftspartner in einer Art die so typisch für Amerika ist. Wie beschreibt man es am besten um den Unterschied zur typisch deutschen Meinung der amerikanische Oberflächlichkeit zu erklären. Amerikaner sind bei allem was sie machen dynamischer als wir. Konstanz und langes vorausplanen ist kulturell nicht verankert. Nachhaltigkeit war mal vor ein paar Jahren ein Modewort, aber wen interessiert schon was in fünf oder gar zehn Jahren ist? Beispiel Häuser. Wir bauen unsere Häuser für Generationen und sie müssen wie kleine Burgen Schutz bieten. Amerikaner leben statistisch gesehen 8 Jahre in ihren Behausungen – da macht man sich eher weniger Gedanken bei see Materialauswahl der Regenrinne…
Anderes Beispiel: Fußball vs Football. Wir gehen ins Stadion. Pinkeln & Bier. 45 Minuten schreien. Pinkeln & Bier. 45 Minuten schreien. Heimgehen und zwei Stunden fachsimpeln warum der Trainer ein Idiot und der Schiri bezahlt war. Dagegen Football: Zwei Stunden Tailgating auf dem Parkplatz mit Grillen und Bier und fachsimpeln. Dann 3 bis 4 Stunden Spiel mit unendlich vielen einzelnen Spielzügen mit durchschnittlich 20 Sekunden. Dazwischen Entertainment, Musik, Spiele, Bier, Hotdogs und noch mehr Bier. Und dann fährt man heim und hatte einen tollen Tag. Man vereinfacht also und macht sich keinen Kopf. Vermutlich ist das der Grund warum Amerika in vielen Dingen technologisch noch auf dem Stand der 60er ist, aber es ist auch der Grund warum man sich nicht über alles einen Kopf macht. Und warum Werbung sehr plakativ ist um man bestimmten Bilder folgt.
So eben auch unsere Partner – das Marketing-Bild hat sich vielleicht verselbstständigt im Vergleich zur Vorgabe der deutschen Zentrale, aber es wird mit Leib und Seele gelebt. Man könnte schon fast sagen, dass man sich daran klammert. Ich mag das und vielleicht ist das auch einer der Gründe warum ich mich in den USA so wohl fühle. Wenige entscheidende Fakten und eine gute Show. Welches Gewinde die Schraube hat wird nicht gefragt, die Kompetenz wird einem einfach zugestanden.
Beim Mittagessen saß übrigens dieser Herr am Nebentisch. Miami halt…
Als wir abends einchecken ist dann aber plötzlich alles anders. Ich war beruflich durchaus schon in Hotels, in denen im Nachtkästchen Kondome lagen. Aber in diesem Hotel in Miami wartete etwas anderes.
Am nächsten Morgen wurde dann noch im Frühstücksfernsehen der Weltfrauentag gefeiert – natürlich typisch amerikanisch mit wichtigen Frauen im Studio die nur wegen ihrer Fachkompetenz ausgewählt wurden…
auch das ist Amerika…
Und dann auf einmal das neue Hauptthema in Farbe und mit Grafiken
Ab diesem Tag gab es kein Händeschütteln mehr sondern Ellbow bumps und irgendwie löste sich das amerikanische Selbstbewusstsein auf und Unsicherheit, Misstrauen und Angst begann plötzliche die Gesellschaft zu vergiften.
Trotzdem bleibt Miami immer noch Miami…
Donnerstagnachmittag heißt es Abschied von der Kollegin nehmen die den Heimweg nach München via Zürich wählt. Nicht falsch verstehen, aber mit ihrer Abreise war dann auch schlagartig Schluss mit dem lustigen Teil der Reise. Spätestens ab Freitagmorgen wurde alles anders…
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