Another great story! – wie gerne verwenden amerikanische Fernsehkommentatoren diese Formulierung wenn sie wieder irgendeine herzerweichende Geschichte aus dem Leben präsentieren können.
Aber nicht alles ist immer eine großartige Geschichte im echten Leben. Meine letzten zwei Wochen waren geprägt von tausenden Kilometern im Auto, Terminen, stundenlangem Berichteschreiben und emails in Hotelzimmern die alle irgendwie gleich aussahen und einer fiesen Erkältung mit Husten die einfach nicht weggehen wollte.
Begleitet wurde ich dabei von Passagier 23, Das Kind (beides von Fitzek) und dem Anfang von The Stand (King) alles von David Nathan vorgelesen.
Mein Weg führte mich weiter durch New Jersey und New York State nach Montreal und Toronto und durch das wieder vom Schnee befreite Buffalo zurück nach New Jersey, wo ich rechtzeitig am Thanksgiving-Abend um 23:30 eintraf. (Zur kulturellen Bildung – in der Thanksgiving-Woche braucht man ausser Mo/Di keine Termine in den USA einplanen, denn jeder fährt zu seinen Eltern oder Kindern oder sonstwohin wo ein Truthahn gebraten wird. Also empfielt sich für diese Woche Kanada, weil die Ihr Thanksgiving bereits im Oktober feiern.)
Die letzte Woche habe ich mich mit einem Rumpelflieger nach Minneapolis fliegen lassen und bin von dort mit dem Auto nach Chicago, Michigan, Cleveland und schliesslich zurück nach New Jersey gefahren.
Hatte ich erwähnt, dass ich im Frühjahr Zeuge eines tödlichen Autounfalls in Michigan wurde? Der arme Kerl mit seinem gebrochenen Genick ist mir lange nicht aus dem Kopf gegangen. Diesmal war ich südlich von Minneapolis plötzlich mitten in einer Verfolgungsjagd auf der Autobahn, ein schwarzer SUV verfolgt von drei Polizeiautos der mich zunächst auf dem Standstreifen rechts überholt hat, in die ganz linke Spur gewechselt ist, dann in die ganz rechte, Ausfahrt raus überBrücke und wieder auf die Autobahn, wieder in die linke Spur, bei einer der Querverbindungen (in denen die Polizei so gerne auf Raser lauert) auf die entgegenkommende Spur gewechselt und mehrere Kilometer in die falsche Richtung gerast (in gehörigem Sicherheitsabstand von einem Polizeiauto verfolgt) und schliesslich quer rüber und eine Ausfahrt raus.
Sowas kennt man von US-Krimis, oder den Dashcams von Polizeiautos deren Filmchen irgendwann in Youtube landen, aber wenn man plötzlich mittendrin ist…. War aber anscheinend nicht so wichtig, denn es ist im Internet keinerlei Hinweis auf diese Geschichte vom 1.12. zu finden…
Ansonsten war diese Reise auch von den intensiven Berichterstattungen über die mittlerweile 21 Frauen die Bill Cosby Vergewaltigung vorwerfen, der Nichtermittlung gegen Darren Wilson der in Ferguson Michael Brown erschossen hat, der Exekution des 12-jährigen Tamir Rice in Cleveland durch einen Polizisten der nicht auf Deeskalation gesetzt hat sonder nach 2 Sekunden einen Bauchschuss abgefeuert hat, dem unbewaffneten Riesen Eric Garner der von einem durchgeknallten Officer erstickt wurde (wohlgemerkt ein Officer der vorher bereits auffällig geworden war) überschattet.
Die hässliche Fratze eines Landes, das bei vielen Dingen noch im 19. Jahrhundert lebt, aber trotzdem gerne Weltpolizei spielen möchte…
Ich liebe Amerika, seine Freiheitsideale, den Gemeinschaftsgeist und die unglaublichen Möglichkeiten sich selber etwas aufzubauen und es auch weitestgehend frei vom Neid anderer zu geniessen. Aber Judikative und Exekutive sind einem modernen Land nicht angemessen.
Ein Sherrif der gefallen muss, weil er gewählt wird?
Ein System bei dem ein Verbrechen im District des Geschehens verhandelt wird? Kein Problem? Doch, weil der Staatsanwalt die Polizei und die Bruderschaft der Polizei benötigt und sich somit hart tut einen Polizisten anzuklagen.
Ein Gerichtsmediziner der in vielen Regionen noch gewählt wird und nicht mal Arzt sein muss???
All das ist nicht nur peinlich sondern brandgefährlich, wenn Rassismus im Spiel ist und irgendwann ein Unschuldiger in der Todeszelle landet.
Am Ende sitzt Herr Mendheim in der Lounge am Flughafen Newark, schielt auf den genialen riesengroßen Samsung-Fernseher in dem das Footballspiel Seattle gegen Philadelphia (aktuell 24-14) übertragen wird und schlürft seinen Gin Tonic.
Zeit heim zu fliegen.
Allerhöchste Zeit…
„Interstellar“ im Kino – sehr unterhaltsam!
Kaffemilch mit Kürbiskuchengeschmack….
3 Grad Fahrenheit = -16°C – Welcome to Minneapolis!
Kleine Sammlung von Hoteltürkarten…
Stillgelegter Diner – aber noch immer in Festbeleuchtung…
Das Schöne ist, dass es in Amerika Coinstar gibt wo man sein Kleingeld spenden oder gegen Gutscheine tauschen kann. So habe ich jetzt wieder ein nettes Guthaben bei iTunes
Und zum Abschluss der aktuelle Modetrend: Uggly Christmas Sweaters. Kann man fertig kaufen, aber viel schöner ist es sich welche zu basteln und dann auf Parties den hässlichsten Weihnachtspulli zu prämieren.
Nun ja…
…darum ist auf der Pullipackung ja auch extra ein Warnaufkleber drauf! Und Kaffemilch mit Kürbiskuchengeschmack…würg.
Und tolle Bilder hast Du da wieder mitgebracht – über die ich gar nicht so richtig jebeln kann, bei dem ganzen Murks, den die da drüben so alles veranstalten… hm…
Wünsche ´ne schnelle Rückreise
Ey, lieber in den Tschad als nach USA ;)
Lg Eva
Geschmackssache
Ich hoffe Sie hatten einen entspannten Heimweg. Vielen Dank für die Impressionen dieser
Reise, die schlechten sowie die guten. Immer wieder diese tollen Bilder, Anekdoten und
Info´s, einfach toll.
Ich schliesse mich Arno an!!
UND: Das amerikanische Rechtssystem ist sehr… sehr… nennen wir es mal „interessant“. *räusper*