Afrika 2014 / 14

Tag 13

Unser heutiges Ziel sind die Viktoriafälle in Simbabwe. Aufgrund des erheblichen bürokratischen Aufwands mit eigenem, bzw. gemietetem Fahrzeug nach Simbabwe einzureisen bleibt unser Ford Ranger heute stehen. Nach dem Frühstück bringt uns ein Fahrer an die Grenze.

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Dort werden wir dann von einem anderen Team aus Simbabwe quasi „übernommen“. Während die Einreise nach Botswana und Namibia wirklich ein Kinderspiel ist, sieht das hier schon ganz anders aus. Zwei Grenzbeamte wickeln die Formalitäten ab. Was bedeutet, man bekommt ein Tagesvisum. Pro Person darf man erstmal 30 USD bezahlen. Es werden Zettelchen ausgefüllt, Quittungen geschrieben, Visa geschrieben und geklebt, wieder Zettelchen und Quittungen produziert, natürlich auch kassiert und unendlich viel gestempelt. Bis wir endlich unsere Pässe mit dem Visa wiederhaben, haben wir rund zwei Stunden gewartet.

Die Fahrt zu der Stadt Victorian Falls dauert ca. eine Stunde und geht quer durch den Sambesi Nationalpark. Man sieht aber heute Vormittag keine Tiere.

Die Quelle des Sambesi findet sich an der Grenze zwischen der Demokratischer Republik Kongo und Angola. Er ist insgesamt 2574 Kilometer lang und fließt durch Angola, Sambia und Mosambik, wo er in einem 880 km² großen Delta in den Indischen Ozean mündet. Er ist auch Grenzfluss zwischen Sambia und Namibia, sowie Sambia und Simbabwe. Bei den Städten Livingstone (Sambia) und Victoria Falls (Simbabwe) bildet er die 110 Meter hohen Viktoriafälle.

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Gut zu erkennen in der Bildmitte: die weisse Gischt der Viktoriafalls, die bis zu 300 Meter weit aufsteigt. Nördlich Sambia, südlich Simbabwe

Die Stadt Victoria Falls macht auf uns einen sehr gepflegten, fast schon reichen Eindruck. Man sieht, dass die Leute hier von den Touristenströmen leben, die jeden Tag das Spektakel der Viktoriafälle erleben wollen. Der Eintritt kostet pro Person auch immerhin erneut 30 USD und es geht dann über einen Rundweg vorbei an einer großen Statue von David Livingstone die Fälle entlang.

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Vicfallspanorama

Vicfalls1

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Aufgrund der derzeitigen Hitzewelle ist nur ein Teil der Fälle quasi aktiv. Nach der Regenzeit erstrecken sich die Fälle über einen viel gewaltigeren Bereich. Die Gischt sorgt dafür, dass sich eine ganz faszinierende Vegetation bildet. Es regnet hier leicht ständig herab. Es ist wie ein schmaler Streifen tropischen Regenwaldes. Farne und Palmen wachsen hier. Drei Meter weiter ist alles durch die Sonne vertrocknet und verödet.

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Wer hier steht, muss sich auch ein wenig mit David Livingstone beschäftigen. 1813 in armen Verhältnissen nahe Glasgow geboren, reiste er nach seinem Studium der Medizin und Theologie im Auftrag der Londoner Missionsgesellschaft als Missionar 1840 nach Südafrika. Ab 1849 begann er Afrika zu erforschen und entdeckte 1855 die Wasserfälle am Sambesi die er zu Ehren der Englischen Königin Victoria benannte.

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Während der Expeditionen der nächsten Jahre wurde Livingstone zu leidenschaftlichen Gegner der Sklaverei – vermutlich auch einer der Gründe warum er heute noch in Afrika einen so guten Ruf hat.
Neben den Victoria Falls wird der Name Livingstone natürlich noch mit einem weltberühmten Zitat in Verbindung gebracht. Ab 1869 galt Livingstone als verschollen und so beschloss der Sohn des Gründers und Verlegers des New York Herald James Gordon Bennett Jr. eine Expedition auszurüsten und nach dem berühmten Forscher suchen zu lassen.

„Draw a thousand pounds now, and when you have gone through that, draw another thousand, and when that is spent, draw another thousand… and so on; but find Livingstone!“

Leiter der Expedition wurde der britisch-amerikanische Kriegsberichtserstatter des New York Herald Henry Morton Stanley. Mit einer 190 Mann großen Truppe fand er am 10. November 1871 in Ujiji, in der Nähe des Tanganjikasees schließlich den bereits schwer kranken Vermissten, wobei es zu dem berühmten Spruch „Dr. Livingstone, I presume?“ gekommen sein soll.

Da Stanley selber der Einzige ist, von dem ein Bericht dieses Treffens vorliegt, bleiben Fragezeichen zum Wahrheitsgehalt dieser Geschichte.

Livingstone starb am 1. Mai 1873 in Ilala am Südufer des Bangweolo an Dysenterie. Sein Herz wurde gemäß seinem Wunsch unter einem Baum begraben – seine einbalsamierte Leiche von seinen treuesten Trägern Susi und Chuma über tausende Kilometer an die Ostküste getragen und nach Verschiffung nach England schließlich fast ein Jahr später in der Westminster Abbey beigesetzt

Wer die Karte seiner Reisen studiert und die Zeit berücksichtigt wird schnell verstehen was für eine ungeheure Lebensleistung dieser große Afrikaforscher vollbracht hat.

Livingstonkarte

Am Ende der Fälle beobachten wir die Bungee Jumper , die 111 Meter von der Victoria Falls Brücke springen.

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Herrn Mendweg gehen dabei die Bilder von dem Unfall Ende 2011 durch den Kopf, aber scheinbar hat es dem Geschäft wohl nicht geschadet. Oder vielleicht sogar geholfen? Vielleicht besser die Antwort nicht zu kennen…. Ein sehr fader Beigeschmack kommt auf als Herr Mendweg später nachliesst, dass der Fernsehbekannte Extrem-Survival-Spezialist Bear Grylls zu den ersten gehört hat, der nach dem Unfall (werbeträchtig) gesprungen ist.

https://www.youtube.com/watch?v=6MT_LanE7_k

Anschliessend wandern wir bei 38°C zurück zum Eingangsbereich des Parks und genießen ein sehr leckeres Mittagessen.

Simbabwe plant derzeit die Errichtung eines 300 Millionen Dollar teuren Vergnügungsparks rund um die Victoria-Fälle, um so mehr Touristen anzulocken. Diktator Robert Mugabe träumt scheinbar sogar von einem Disney Park an den Fällen. Wir sind froh, die Fälle noch ohne diesen Firlefanz erlebt zu haben.

Für die 3 (!)-Minuten-Fahrt von den Viktoriafällen zum berühmten Viktoriafalls Hotel bezahlen wir stolze 10 USD. Touriabzocke, aber wer mag sich schon im Urlaub aufregen?

Was für ein wunderbarer Ort! Man fühlt sich zurückversetzt in die britische Kolonialzeit und sieht Dr. Livingston direkt um die Ecke biegen. Wirklich amüsant sind die vielen Bilder vom Royalen Besuch kurz nach dem Krieg, auf denen Elsbeth von England mit Eltern zu sehen ist.
Hier nehmen wir unseren Nachmittagskaffee ein, bevor uns die Fahrer wieder abholen und zur Grenze bringen.

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Gegenüber vom Hotel befindet sich der durch einen hohen Zaun abgetrennte Bahnhof. Ein extrem freundlicher Soldat sperrt Herrn Mendweg kurz das Tor auf und so kann Herr Mendweg für seinen Eisenbahnbegeisterten Junior noch ein Bildchen knipsen.

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Übrigens grasen im Rasen vor dem Luxushotel (die Nacht ab 300 €) in Seelenruhe die Warzenschweine…Afrika ist echt gechillt!

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Die Rückfahrt verläuft ungleich spannender als die Hinfahrt. Nicht der Tiere wegen, sondern weil uns unser Fahrer viel über Simbabwe erzählt. Die Menschen dort sind sich sehr wohl bewusst, dass das Image von Simbabwe in der restlichen Welt nicht gerade das Beste ist. Und gerade die Menschen rund um die Viktoriafälle sind sich aber auch darüber im Klaren ,dass der Tourismus ihnen ein für ihr Land vergleichsweise sehr angenehmes Leben bietet. Die Menschen dort sind unheimlich freundlich. Unser Fahrer erzählt, dass man auch in den Grenzgebieten einen sehr freundschaftlichen Kontakt zu den Nachbarländern pflegt. Je nach Situation fährt man über die Grenze und kauf dann dort dringend benötigte Lebensmittel ein. Man hilft sich gegenseitig in Zeiten der größten Not. Auf uns macht unser Fahrer einen sehr gebildeten Eindruck, der über ökonomische und politische Zusammenhänge eine Menge weiß und uns viel erzählt.

Die Ausreise aus Simbabwe verläuft dann wieder relativ einfach und wir absolvieren das obligatorische Schuhdesinfektionsbad professionell ausgelassen. Interessant ist, das an jedem Grenzübergang ein Gratiskondomautomat hängt – das Thema Aids ist hier überall präsent.

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Auch in den Hotels findet sich häufig in einer Schublade ein Kondom – und: NEIN – es waren keine „solchen“ Hotels

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Diesmal haben wir vorgesorgt und uns einen bessere Tisch reserviert. Beim Abendessen dominieren wieder die große Reisegruppen, aber wenn die Ellenbogen schon mal geschärft sind… Außerdem sind es heute mehrheitlich deutsche Rentner und die sind ja im Vergleich zu den Briten ein leichter (wenn auch lauter) Buffet-Gegner.

mendweg Verfasst von:

16 Kommentare

  1. Arno
    Oktober 11
    Antworten

    Wenn ich gewusst hätte , dass Sie so viel zu erzählen haben , hätte ich doch nicht gerängelt . Sehr schöne Bilder , toll erklärt http://www.mendweg.com/wp-content/plugins/wp-monalisa/icons/wpml_good.gif
    War denn jemand ihrer Reisegruppe im Devil´s pool ?

    • mendweg
      Oktober 11
      Antworten

      Lieber Herr Arno, der Devils Pool liegt ja an der Wasserfallkante und damit in Sambia…

  2. Oktober 12
    Antworten

    Oh …bei mir waren die Falls im April so dermaßen voll, dass ich klatschnass war und man an gewissen Punkten dachte, man steht mitten in Wolken und Regen !
    Aber es war einfach phantastisch: überall Regenbogen ! Seufz…..

    • mendweg
      Oktober 12
      Antworten

      Hallo Eva,
      die Regenbogen hatten wir auch ein wenig, aber ich kann mir gut vorstellen wie das Ganze ist, wenn der Sambesi voll ist – ich habe das schon mal in Iguazu erlebt. Die Trockenzeit hat halt den Riesenvorteil, dass man wegen der vertrockneten Natur an anderen Stellen mehr Tiere sieht. So war das damals im Krügerpark und es sollte später auch im Okavango-Delta so sein.

  3. Oktober 12
    Antworten

    Ps. Jetzt seh ich auch mal die Felsen und so. Ich sah nur ein einziges Wassergebrodel mit unglaublichen Getöse. Was für ein Unterschied! !!!!!!

  4. Oktober 12
    Antworten

    Sehr beeindruckend, auch wenn die Fälle nicht so viel Wasser hatten. Beeindruckend ist ebenfalls der Unterschied zwischen“ üppig grün“ und „knochentrocken“ wie auf dem Foto mit Herrn Livingstone. Ich hätte nicht gedacht, dass das so krass ist.

    • mendweg
      Oktober 13
      Antworten

      ja, dieser krasse Schnitt zwischen verbrannt dürr und üppigem Dschungel mit Antilopen und Äffchen war wirklich ganz besonders

  5. Ernst
    Oktober 12
    Antworten

    Hi, schaue mit Begeisterung und Interesse die Bilder an, auch die Kommentare sind echt interessant. Da ich ja mehrfach bei den Vic Falls war (bei vollem Wasser Volumen) ist es schon interessant Bilder mit wenig Wasser zu sehen. Interessant ist auch was sich so geändert hat ind den Jahzehnten. Und einen Vergnügungspark zu machen ist echt eine krankhafte Idee eines alten Mannes. Natur soll Natur bleiben. Aber es wird viel geträumt in Africa.

    • mendweg
      Oktober 13
      Antworten

      Hallo Ernst – herzlich willkommen in meinem virtuellen Zuhause! Dein letzter Satz ist sehr weise…

  6. Oktober 12
    Antworten

    Wundervolle Eindrücke, die ihr da mitgebracht habt http://www.mendweg.com/wp-content/plugins/wp-monalisa/icons/wpml_good.gif
    hm, ich war wohl schon länger nicht mehr im Hotel… früher lag da immer eine Ausgabe vom Neuen Testament…

    • mendweg
      Oktober 13
      Antworten

      …ich finde diesen Ansatz für Afrika ziemlich gut. Di Bibel hilft bekanntlich nicht wirklich gegen Aids, sofern man sie nicht benutzt um seinen potentiellen Sexualpartner KO zu schlagen…

  7. Bekommt man eigentlich steuerliche Vergünstigungen oder staatliche Förderungen, wenn man einen Bildungsblog führt? http://www.mendweg.com/wp-content/plugins/wp-monalisa/icons/smiley_emoticons_mttao_cowboy_biggrin.gif

    Sie sollten mal fragen!!
    Tolle Fotos, tolle Erläuterungen. Danke.

    • mendweg
      Oktober 14
      Antworten

      Lieber Herr AJ – ich fürchte nein. Tut mir leid, wenn es manchmal etwas zu viel wird, aber ich lerne auch gerne durchs Reisen und wenn man das aufschreibt bleibt halt am Meisten hängen…http://www.mendweg.com/wp-content/plugins/wp-monalisa/icons/wpml_mail.gif

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